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Ideologie

Das Leid mit der Leitkultur

1. Über den Ursprung der westlichen, europäischen Werte.
Kurze Geschichte über den Kampf um die fortschrittlichen Werte der Gesellschaft
1.1 Wissenschaft und Philosophie
1.2 Soziale Unterdrückung
1.3 Frauenfrage

2. Von der Kultur
2.1 Was ist typisch deutsch?
2.2 Von der Heimat.
2.3 Integration in was?
2.4 Der Kampf der Kulturen. Neue Religionskriege

3. Spezial: CSU und ihr Konstrukt von Leitkultur angreifen
3.1 Die CSU als verfassungsfeindliche Kraft
3.2 Konservative auf dem Prüfstand
3.3 Die CSU ist nicht christlich
3.4 Die CSU ist nicht sozial
3.5. Die CSU ist keine Union

 

 

Die konservativen Kräfte, allen voran die CSU in Bayern propagiert die deutsche Leitkultur als bindend für alle Menschen in diesem Land. Sie beschreibt sie als christlich-jüdische abendländische Kultur. Was sie darunter verstehen ist eine Gemengelage aus religiös verbrämten, konservativen, erzreaktionären Werten und heute allgemein anerkannten Normen. Letztere sind allerdings alles andere als auf ihrem Mist gewachsen. Im Gegenteil, alle erhaltenswerten, fortschrittlichen Werte, auf die unsere Gesellschaft heute so stolz ist, sind die Folge humanistischer, aufklärerischer und sozialistischer Kämpfe, die explizit gegen religiöse, konservative und reaktionäre Widerstände geführt werden mussten.
Warum geht eigentlich kein Aufschrei durch dieses Land, wenn sich heute ausgerechnet diese Herrschaften hinstellen und die moralischen Werte der Gesellschaft bestimmen wollen?

1. Über den Ursprung der westlichen, europäischen Werte.
Kurze Geschichte über den Kampf um die fortschrittlichen Werte der Gesellschaft

Die derzeit bestehenden gesellschaftlichen Werte unserer europäischen Kultur als christlich zu beschreiben, also religiös zu begründen, ist eine impertinente Geschichtsfälschung sondergleichen.
Die allermeisten brauchbaren Werte, welche die westliche (und das ist die erste Lüge) Welt wie eine Monstranz vor sich hertragen, sind explizit gegen den erbitterten Widerstand der reaktionären, vor allem der religiösen Kräfte, durchgesetzt worden und müssen leider auch heute noch gegen diese verteidigt werden. Heute versuchen sie einmal mehr das Rad der Zeit zurückzudrehen. Das ist, wie aus der Geschichte einfach abzulesen ist, nicht der erste Versuch.

1.1 Wissenschaft und Philosophie
Wissenschaft und Fortschritt hatten in der Antike schon einen hohen Stand erreicht, wurden aber von der aus der Sekte der Christen hervorgegangenen katholischen Kirche aufs Übelste unterdrückt und verfolgt (heilige Inquisition). Wer von den vorgegebenen Glaubensdogmen auch nur einen Jota abrückte, war als Ketzer mit Ächtung oder dem Tode bedroht . Dies traf nicht nur die Anhänger anderer religiöser Anschauungen, sondern vor allen auch die Wissenschaftler in dieser dunklen Epoche des Glaubens. Es war eine Zeit der erzwungenen Unwissenheit.
In der Philosophie gewann die Scholastik die Oberhand, die es sich zur Aufgabe machte bereits vorher festgelegte Glaubensdogmen im Nachhinein beweisen zu wollen. Diese von der Kirche alleinig zugelassene Methode des Denkens blockierte über Jahrhunderte jeden wirklichen Fortschritt in der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Entwicklung.
Große Wissenschaftler wie Galileo Galilei und Gottfried Kepler wurden verfolgt, weil sich ihre wissenschaftliche Erkenntnis, dass die Erde rund sei und sich um die Sonne drehe, nicht mit der Anschauung der Kirche deckte. Diese hatte das ptolemäische Weltbild zum Dogma erhoben, wonach die Erde eine Scheiben sei. Galileo schwor ab, um sein Leben zu retten, Kepler fand den Tod auf dem Scheiterhaufen.
Diese zwei prominenten Beispiele stehen nur für unendlich viele andere, die zeigen wie die Kirche jeden wissenschaftlichen Fortschritt verhinderte. Die Tatsache, dass die Kirche über lange Zeit das Monopol über Lehre und Forschung hatte, führte zu verheerenden Folgen. Generation um Generation musste sich das gelehrte Abendland mit den abstrusen Behauptungen des Klerus auseinandersetzen und theologische Unsinnigkeiten disputieren (Hatte Jesus einen Geldbeutel?). Jahrhundertelang war die Heranbildung junger Menschen (in diesem Fall meist nur junger Männer) beherrscht von sturem Auswendiglernen der religiösen Litaneien in einer toten Sprache, die die meisten Menschen sowieso nicht verstanden.
Wie viel Potential an Wissen und Forschung hätte die Menschheit freisetzen können, wenn ihr nicht die Fesseln des irrsinnigen Glaubens angelegt gewesen wären?
Aber neben anderen Religionen war auch alles Wissen, das vor der Christianisierung bestand, von konsequenter Vernichtung bedroht. Die heidnischen Riten und Gebräuche und deren Vertreter wurden als TeufelsanbeterInnen verfolgt und ausgemerzt. Der alte keltische Gott des Waldes, ein Mischwesen aus Hirsch und Mensch, zum Leibhaftigen (Teufel) selbst umgedeutet. Die PriesterInnen und HeilerInnen des alten Wissens und alter Traditionen wurden zu Hexen und Hexern. In der Verfolgung von Hexen mischt sich der Kampf gegen die „Heiden“ mit dem pathologischen Frauenhass der mosaischen Religionen, in diesem Fall speziell des Christentums.

1.2 Soziale Unterdrückung
Anfang des 16. Jahrhunderts gab es schon große soziale Aufstände in Form der Bauernkriege gegen die herrschende Ordnung. Diese ließen, trotz teilweise religiöser Ansätze, schon frühsozialistisches Gedankengut aufblitzen. Manche Protagonisten, wie z.B. Florian Geyer, waren direkt antireligiös und nahmen säkulare Einstellungen voraus.
Konsequent standen die christlichen Kirchen auf Seiten der herrschenden Klasse, ja legitimierten die Verhältnisse als gottgegeben. Die Protestanten machen da keine Ausnahme. Im Gegenteil. Schnell schlugen sie sich auf die Seite der Adeligen, die sich aus machtpolitischen Erwägungen gegen die katholische Kirche stellten. Kirche, gleich welcher Konfession, und Adel waren sich einig in der Unterdrückung der aufständischen Bauern. Allen voran der in deutschen Landen so hochgeehrte Martin Luther, die elendigliche Drecksau, um in seinem Jargon zu bleiben. Luther ist der Autor einer der übelsten Hetzschriften, welche die herrschenden Klasse während des Bauernkriegs hervorbrachte („Wider die räuberischen Rotten der Bauern, die man totschlagen solle wie die tollen Hunde“).
Die blutige Niederschlagung der Bauernaufstände hielt das Rad der Geschichte um über 200 Jahre an. Erst die Französische Revolution brachte die Gedanken von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Frauen wurden erneut beschissen, obwohl sie einen erheblichen Teil zum Gelingen der Revolution beitrugen) erneut hervor.
Schon vorher begann der Humanismus langsam und vorsichtig, aber nicht weniger argwöhnisch von der Kirche beäugt, nach den Vorbildern der klassischen, griechischen Antike, den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen.
Aber erst die Aufklärung endlich wagte es, ganz klare antiklerikale, säkulare und atheistische Töne anzustimmen, die mit der bereits erwähnten Französischen Revolution auch politisch zur Macht gelangten. Die Säkularisierung erlangte durch französischen Einfluss (Napoleonische Kriege), tatsächlich auch gerade in Bayern (1802/3), wo große Teile der Intelligenz und des Beamtentums Sympathien für diese bürgerliche Revolution hegten, große Bedeutung. Große Teile des Kircheneigentums wurden enteignet und gesellschaftliche Institutionen wie Schule und Ehe staatlichen Institutionen übertragen.
Freilich hat das verschreckte Bürgertum, wie es für seine Klasse so typisch ist, schnell wieder die Rolle rückwärts gemacht und sich im Nachhinein der Restauration angeschlossen. Aber die alte Macht der Kirche war ein für alle Mal gebrochen.

Als Nächstes waren es die Sozialisten, die offen atheistisch auftraten. Auch sie stellten den Menschen in den Mittelpunkt und verknüpften dies mit der sozialen Frage. Ein besseres Leben sollte nicht auf das Jenseits verschoben werden, sondern schon im realen Leben erkämpft werden. Die Kämpfe der Arbeiterklasse nötigten der herrschenden Klasse viele Zugeständnisse ab. Die Bismarckschen Sozialgesetze werden nicht umsonst „Sozialistengesetze“ genannt. Die sollten den Sozialisten den Wind aus den Segeln nehmen. Die Sozialisten waren es auch, welche die Befreiung der Frau von Anfang an in ihr politisches Programm aufnahmen und viele Forderungen der Frauenbewegung auf die politische Tagesordnung setzten.

1.3 Frauenfrage
Wie wir schon gesehen haben, ist die Kirche mit einem pathologischen Frauenhass gesegnet. Für die meisten Religionen sind Frauen keine vollwertigen Menschen. In den mosaischen Religionen ist die Frau dem Manne untergeordnet, in der Bibel entstand sie aus der Rippe des Mannes und Gott schuf sie als seine Gefährtin, die ihm untertan zu sein hatte. Selbstbewusste, selbstständige Frauen sind der Kirche ein Gräuel.
Gerade Frauen, die in alten Zeiten als Heilerinnen und Hebammen tätig waren, wurden zur Zielscheibe der Kirche. Die Inquisition, befeuert durch ein Werk des Wahnsinns, dem Hexenhammer, forderte unzählige Opfer. Der Kirche ging es darum, das Monopol auf die Heilkunde zu erhalten. Die Herabwürdigung der Frau durch die Kirche zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Wie die Kirche, so haben alle konservativen Kräfte in der Frauenfrage konsequent blockiert, sabotiert und zurückgedrängt. Bis heute. Nach außen hin mussten sie den Zeichen der Zeit zähneknirschend nachgeben, aber im Inneren sind sie dieselben Chauvinisten wie eh und je. Sexistisches Verhalten gehört in unserer Gesellschaft mitnichten der Vergangenheit an und auch wenn viel erreicht worden ist, zeigt die ganze Politik von Neonazis über AfD, CSU bis weit ins bürgerliche Lager hinein, dass sie diese Fortschritte revidieren wollen. Die ganze „Familienpolitik“ der CSU ist ein insgesamt antiemanzipatorisches Projekt, das Frauen am liebsten wieder an Heim und Herd gebunden sehen möchte.
Und sowieso wissen unsere Christen wie man mit Frauen umzugehen hat. Hat man früher aufmüpfige Frauen einfach verbrannt, so kann der Muselmann auch heute noch vom christlichen Kulturkreis lernen: nicht verschleiern, sondern splitternackend ausziehen und auf die Titelseiten irgendwelcher Käseblätter stellen, um den Verkauf zu steigern. So wird hier die Würde der Frau verteidigt.
Tatsache ist, dass die meisten großen Frauenrechtlerinnen Sozialistinnen waren. Schon zu Beginn war ein Grundbestandteil der sozialistischen Bewegung die Forderung nach der Gleichberechtigung der Frau. Im Gegensatz zu ihren bürgerlichen MitstreiterInnen wurden sie zumindest offiziell von ihren männlichen Genossen in ihren Bemühungen unterstützt (wobei es auch da in der Praxis Widerstände gab).
Die Kämpfe der Frauenbewegung sind von den Namen berühmter Sozialistinnen wie Emma Goldmann, Rosa Luxemburg und natürlich Klara Zetkin, auf die auch der Internationale Frauentag am 8. März zurückgeht, nicht zu trennen.Die konservativen Kräfte des Landes stehen mit Sicherheit nicht für die Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft. Das war nie so, das wird nie so sein.

Dass sich heute gegenüber Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen in unserer Gesellschaft eine gewisse Toleranz eingestellt hat, ist ebenfalls nicht auf das konservative Lager zurückzuführen. Wieder machen sie nach langem Zögern einige Zugeständnisse (Homoehe), aber sie bleiben dabei, dass die „normale“ Lebensgemeinschaft nur die zwischen Mann und Frau ist.

2. Von der Kultur

Kultur ist für das konservativ-reaktionäre Lager eine abendländische und nicht multikulti.
Als ob es so etwas gäbe. Kunst und Kultur waren schon immer ein Erbe der gesamten Menschheit. Kulturen haben sich immer gegenseitig bereichert. Jede Kultur ist das Ergebnis unendlich vieler verschiedener Einflüsse, die im Laufe der Geschichte in sie eingegangen sind und ständig weiter in sie eingehen. Kultur ist zu keinem Zeitpunkt etwas Statisches, sondern befindet sich immer im Fluss. Die gegenseitige Befruchtung unterschiedlicher Kulturen endet nie und soll es auch nicht. Nur so ist Weiterentwicklung möglich. Stillstand auf dem Status quo ist eben das genaue Gegenteil von Kultur.

Auch die Kultur in Deutschland ist heute wie früher immer sehr unterschiedlichen Einflüssen unterlegen, was sich schon aus der zentralen Lage erklärt. Mitteleuropa (Deutschland) war von jeher Durchzugsgebiet verschiedenster Menschengruppen und damit verschiedensten kulturellen Einflüsse ausgesetzt.
Keltische, germanische, slawische Stämme, die Römer, selbst die Hunnen haben ihre Spuren hinterlassen. Alles andere ist Mythos.
Selbst der identitäre Nazi-Hipster sitzt beim Fernsehinterview in Jeans (erfunden von einem deutschstämmigen amerikanischen Juden, bestehend aus einem aus Frankreich eingeführten Stoff) am Küchentisch und futtert Bananen (nein, kein heimisches Gewächs). Alle rechnen mit arabischen Zahlen (die Null wurde höchstwahrscheinlich in Indien erfunden), schreiben in lateinischer Schrift, sitzen beim Italiener und mampfen Pizza, hören Musik deren Grundharmonie zum größten Teil von ehemaligen afrikanischen Sklaven in den USA erfunden wurde (Blues, Rock ’n Roll, Rock,…) usw. usf. Und dann kommen irgendwelche Schlaumeier daher und behaupten die „reine deutsche Kultur“. Das ist lächerlicher geschichtsloser Blödsinn.
Eine rein „deutsche Kultur“, die sich seit Menschengedenken einzig und allein aus den hier von Anfang an lebenden Menschen gespeist hat, was soll das sein?

2.1 Was ist typisch deutsch?
Bier, das urdeutsche Getränk, ist schon mal woanders entstanden. Es wurde nämlich in Mesopotamien erfunden, ausgerechnet in einem Gebiet, in dem heute aus Glaubensgründen eher kein Alkohol mehr getrunken wird. Das panierte Schnitzel? Der Zusatz Wiener deutet schon mal auf eine andere Herkunft hin (außer man versteht sich als Anhänger des Großdeutschen Reiches). Aber es kommt noch dicker. Die Wiener haben das Schnitzel in seiner panierten Form ausgerechnet von den Osmanen, den Vorfahren der heutigen Türken, übernommen. Das ist auch der Grund, weshalb es eigentlich mit Kalbfleisch zubereitet wird, germanisiert dann mit Schweinefleisch. Der deutsche Kaffee? Nun bekanntermaßen wächst Kaffee hier genauso wenig wie Bananen. Das gleiche gilt für die Herkunft von Mohrrüben, Tomaten, Kartoffeln, Bohnen, Mais …und sonstige Lebensmittel, die niemand mehr missen möchte. So wie beim Essen ist es um alle kulturellen Errungenschaften der Menschheit bestellt.
Kultur lebt vom Austausch. Hätten sich unsere Vorfahren nicht aus anderen Kulturen bedient, säßen wir heute noch mit dem nackten Arsch im Wald.
Und was haben die Deutschen zur Kultur beigetragen? Wobei die Frage schon falsch gestellt ist. Nicht als konstruiertes Kollektiv „Deutsche“, sondern als Individuen wurden die Leistungen von Menschen erbracht, die in diesem Kulturraum geboren wurden.
Das meistgedruckte Buch, neben der Bibel, wurde tatsächlich von einem „Deutschen“ verfasst. Auf der ganzen Welt ist er bekannt, ganze Länder folgten seinen Vorstellungen, überall kennt man seinen Namen. Es ist Karl Marx und die Schrift ist „das Kapital“. Aber ausgerechnet diese geniale Leistung zählt die CSU nicht zum Kulturgut.
Sie ist höchstwahrscheinlich das letzte was die CSU hoch loben würde. Der Prophet gilt halt im eigenen Lande nichts.
Kultur ist, wie an ein paar Beispielen gezeigt, immer multikulturell. Dies als Schimpfwort zu verwenden, zeigt nur die grenzenlose Borniertheit dieser selbsternannten Schrumpfgermanen.

Kultur wird nicht durch Vielfalt bedroht, sondern höchstens durch Kommerz. Wenn auf dem Nürnberger Volksfest die Damen mit neongrünen und pinkfarbenen Dirndln freizügig ihr „Holz vor der Hütt’n“ präsentieren, so hat dies mit fränkischem und damit eben protestantischem Brauchtum herzlich wenig zu tun. Die fränkische Tracht ist eher hochgeschlossen. Protestantisch eben. Es ist nur ein Beispiel wie die gnadenlose Kommerzialisierung von Kultur diese zur Groteske werden lässt.
Das, was im Fernsehen als bayrische Volksmusik verkauft wird, ist ein weiteres Beispiel dafür.
Aber ausgerechnet dieser Punkt, die Zerstörung von Kultur durch die Kommerzialisierung, durch den totalen Markt im Kapitalismus, ist natürlich das Letzte, was unsere neoliberalen CSUler und Konsorten kritisieren.

2.2 Von der Heimat
Aber mit der Kultur soll ja auch gleich die Heimat mitbestimmt werden.
Dass viele Menschen sich irgendwo zuhause fühlen ist schön, aber nicht unbedingt ausgemacht. Heimat ist vor allem für jeden etwas anderes, und wie gesagt, für manche auch unbedeutend.
Manche Menschen verbinden mit Heimat den Ort oder die Gegend, in der sie aufgewachsen sind, die sie schön finden und wo sie sich geborgen fühlen. Dieses Gefühl kann nicht für alle Menschen gleich sein und sich auch nicht bei allen Menschen einstellen. Ein Mensch, der in seinen Jugendjahren im elterlichen Haus missbraucht oder misshandelt wurde, wird wohl schwerlich dieselben Heimatgefühle entwickeln, wie jemand, dem eine unbeschwerte Jugend vergönnt war.
Heimat, das sind für den einen Menschen die Berge, für den anderen das Meer. Heimat können geliebte Menschen, ein Musikstück, eine Wohnstätte vermitteln. Mancher fühlt sich nur in der Stammkneipe daheim, ein anderer nach dem dritten Bier überall.
Und so ein für die meisten Menschen sehr unterschiedliches, sehr individuelles Gefühl soll uns jetzt staatlicherseits von oben pauschal verordnet und damit vermiest werden.
Na, ich danke!
Heimatministerium, das ist schon wieder so ein Orwellscher „Neusprech“,
denn es ist zu vermuten, das „Heimat“ dann vor allen über Definition und damit über Ausgrenzung funktioniert. Nach dem Motto „Was Heimat ist bestimmen wir – die CSU“.
Damit fungiert der Heimatbegriff wie der des Nationalstaats, kommt nur ein bisschen knuffiger daher. Mit der Nation ist halt in Deutschland kein Staat zu machen, wegen Nazis und so. Dann lieber Heimat. Aber Heimat braucht mit Sicherheit kein Ministerium.

2.3 Integration in was?
Wenn Integration, dann also in die bayerische Bierdimpfel-Kultur à la CSU? Wer’s mag. Für die Mehrheit der in Deutschland Geborenen ist dies allerdings ebenso wenig eine Perspektive wie für Menschen mit Migrationshintergrund. Die Forderung, die Menschen, die hier neu ankommen sollten sich schön brav integrieren ist also unsinnig. Ein friedliches Zusammenleben wird nicht erreicht, indem man andere Kulturen pauschal abwertet und die eigene überhöht.

2.4 Der Kampf der Kulturen. Neue Religionskriege
Der so genannte Kampf der Kulturen erscheint in diesem Licht also nur als modernisierte Neuauflage der alten Religionskriege, den die verschiedenen religiösen Sekten gegeneinander austragen.
In diesem Fall, Christentum versus den Rest der Welt.
Aber das Moment der Religion ist wie immer nur vorgeschoben. Genauso wie die angeblichen Segnungen von „Freedom and Democracy“, die der Westen behauptet exportieren zu wollen. Sie sind nichts anderes als die ideologische Rechtfertigung der alten kolonialen und imperialistischen Hegemonialansprüche, deren Kern die eigenen ökonomischen Interessen sind. Das gilt für die Kreuzzüge ebenso wie für den Golfkrieg. Mit Kultur hat dies herzlich wenig zu tun.
Bereits die Bezeichnung jüdisch-christliche abendländische Kultur ist kritisch zu hinterfragen. Sie ist eben nicht genuin abendländisch, sondern kommt ursprünglich bekannterweise aus den Orient und hat ihren Ursprung bei den dort vagabundierenden archaischen Nomadenstämmen. Diese Wurzel hat aber auch der so viel gescholtene Islam, als mosaische Religion, und steht damit in derselben Tradition wie Judentum und Christentum. Die Unterschiede mögen für die Anhänger der jeweiligen Sekten die gegenseitige fanatische Bekämpfung rechtfertigen, für Außenstehende wären sie freilich Quatsch, wenn sie nicht unter diesen Auseinandersetzungen mit zu leiden hätten.
Das Konstrukt der jüdisch-christlichen Leitkultur ist zudem lächerlich und in höchstem Maße infam, weil es noch keine 70 Jahre her ist, als die christliche Mehrheit dieses Landes (Deutschland) versucht hat die jüdische Minderheit hier, ja in ganz Europa auszurotten (Endlösung , KZs, Gaskammern – do you remember?). Auch wenn die Nazis keine religiöse, sondern eine „rassische Begründung“ voranstellten, so ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass es explizit eine Religionsgemeinschaft war, die ins Visier genommen wurde. Sie konnten sich auf den tiefsitzenden Judenhass und die tatkräftige Mithilfe ihrer christlichen Mitbürger verlassen.
Die geschürten Ängste vor der Islamisierung des Abendlandes haben übrigens das gleiche Muster wie die Warnungen vor der jüdischen Weltverschwörung.

Überall zetteln religiöse Fanatiker Kriege (die amerikanischen Präsidenten verabschieden ihre Truppen nach wie vor mit einem „In God we trust“), Pogrome und „ethnische Säuberungen“ an, unter denen auch Menschen zu leiden haben, die mit der ganzen Religionsscheiße null am Hut haben. Leider sind die nichtreligiösen Kräfte heute zu wenig organisiert, als dass sie dem Wahnsinn Paroli bieten könnten. Viele Menschen, vor allem in Deutschland, nehmen die erkämpften Segnungen einer säkularen Gesellschaft als dauerhaft gegeben an. Dies ist aber ein großer Irrtum, die Religionen spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle, auch wenn sie diese hierzulande nicht mehr so offen zur Schau stellen.
Und das Christentum ist nach wie vor die aggressivste (laut Spiegel erfolgreichste) Religion überhaupt.
Nicht nur die Vergangenheit war geprägt von Kreuzzügen, Inquisition, Religionskriegen (30-jähriger Krieg) und gewaltsamer Missionierung auf der ganzen Welt. Bis heute prägen Neokolonialismus und Imperialismus die Politik der sich christlich nennenden Nationen. Noch immer stehen hunderttausende von christlichen Soldaten in muslimischen Ländern und ihren heiligen Stätten. Man stelle sich umgekehrt vor, muslimische Soldaten hätten den Vatikan in Rom besetzt. Ein neuer heiliger Kreuzzug würde sofort ausgerufen.

3. Spezial: CSU und ihr Konstrukt von Leitkultur angreifen

3.1 Die CSU als verfassungsfeindliche Kraft

Trotzt dieser erschreckenden Tatsachen sind auch wir als Atheisten dafür, dass jedeR an das glauben kann was er/sie will. Freie Ausübung der Religion – ja. Dies muss aber für alle gelten.
Die CSU und die dazugehörige Bagage will aber diktieren, welche Religion allgemeingültig ist. Das ist nicht zuletzt Verfassungsbruch. Deutschland ist ein säkularer Staat und die Religion ist nicht in der Verfassung festgelegt. Und das zu Recht.
Wieder einmal ist es die CSU, die sich als verfassungsfeindlich erweist. Sie fordern eine konservative Revolution (Dobrint/CSU). Ausgerechnet unsere Law-and-Order-Politiker rufen zum Umsturz auf. In ihrem Jargon gegen das „Deutschland der 68er“. Gemeint sind alle verbliebenen fortschrittlichen Errungenschaften und Werte dieser Gesellschaft. Damit befinden sie sich auf einer Linie mit allen sonstigen Rechtsextremisten von AfD bis zu den Identitären, die sich genau so artikulieren.
Es ist nicht das erste Mal, dass die CSU die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, die sie angeblich verteidigen wollen, im Kern angreift.
Die Verfassung der BRD enthält einige wichtige Lehren aus den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus. Das sind unter anderem das Recht auf Asyl und das Verbot, das Militär im Inneren einzusetzen. Genau dies will die CSU revidieren. Schon in der Vergangenheit hat die CSU vehement die Aufweichung und Verschärfung des Rechts auf Asyl betrieben. Nun wieder, unter anderem mit der Obergrenzen-Forderung. Das Verfassungsgebot, die Bundeswehr ausschließlich zur Landesverteidigung einsetzen zu dürfen, wurde bereits durch den Angriffskrieg gegen Jugoslawien mit Füßen getreten und mit allerhand juristischen Verrenkungen außer Kraft gesetzt. Nun soll die Bundeswehr also auch im Inneren, d.h. gegen die eigene Bevölkerung, eingesetzt werden: ganz klar der nächste Verfassungsbruch.
Die CSU ist damit eine klar verfassungsfeindliche Partei und gehört somit verboten.

3.2 Konservative auf dem Prüfstand
Obwohl sich gerade auch die CSU als Heimatschutzpartei geriert, will sie doch, wenn es ums Geschäft geht, alle Vorteile der Globalisierung nutzen. Das deutsche Kapital macht riesige Gewinne mit dem Warenexport und das soll auch so bleiben. So verändern unsere Neoliberalen zwar die ganze Welt, wollen sich aber selbst nicht verändern. Durch die globale Ausbeutung und nicht zuletzt durch den Waffenexport entziehen sie zwar vielen Menschen in ihren angestammten Heimatländern die Lebensgrundlage, wollen sich aber umgekehrt gegen eine durch ihre eigene Politik entstandene Flüchtlingsbewegung rigoros abschotten.
D.h. sie beweisen sich wie immer als Angehörige des „Stammes Nimm“.

3.3 Die CSU ist nicht christlich
Aber ist das christlich, wie es durch den Buchstaben „C“ in CSU ausgedrückt wird?
Wir wollen hier ausdrücklich betonen, dass wir die sogenannten „christlichen Werte“ für uns nur insofern in Betracht ziehen, als dass sie sowieso den allgemeinen, wünschenswerten menschlichen Umgangsformen entsprechen, eben nicht explizit christlich sind. Dazu muss man aber keinen Gott bemühen, sondern dies ergibt sich aus der Menschlichkeit selbst. Das nur nebenbei.
Trotzdem wollen wir hier doch mal schauen, wie sich die Christen, und in diesem speziellen Fall die CSU, selbst verhalten. Auch die Interpretation, was die CSU als christlich versteht ist durchaus kritisch zu hinterfragen. Zwischen den Ideen des Sektengründers, ein gewisser Jesus Christus (der Erleuchtete), und der Politik der CSU ergeben sich einige Diskrepanzen.

Zum Beispiel das Thema Flüchtlinge:
Was sagt der Sektengründer dazu?

„Ich bin ein Fremdling gewesen und ihr habt mich nicht beherbergt…
… und sie werden fragen: „Herr wann haben wir dich als Fremdling gesehen?“…
und er wird ihnen antworten: „Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“
Math. 26:43-45

Und sagt nicht die Bibel (AT):
„Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollst du nicht bedrücken
Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben.“
3. Mose 20; 33

Wie verträgt sich das wohl mit der europäischen Abschottungspolitik, der Verschärfung des Asylrechts oder der Forderung nach einer Obergrenze für Asylsuchende, alles Projekte, die die CSU vorantreibt.

Der Sektengründer Jesus Christus sprach weiter:
„Wenn dir jemand einen Streich auf die rechte Backe gibt, so halte auch die andere dar“ Matth. 6;39

Zudem:
„Ich aber sage euch: liebet eure Feinde.“
Math. 6;44

Trotzdem hat die CSU mehrere „Verteidigungsminister“ gestellt und setzt sich vehement für Waffenexporte in alle Welt ein.

Wir wollen hier niemandem seine persönlichen Verfehlungen vorhalten. Jeder macht mal Fehler, aber wir sind auch keine Christen, die alle anderen vor der ewigen Verdammnis warnen.

“Du sollst nicht ehebrechen.“
6.Gebot, 5. Mose 5;18 Math. 19;18
Der Sektenführer Jesus präzisiert noch einmal weitergehend, dass derjenige, der ein Auge auf eine andere Frau geworfen hat, sich dies besser herausreiße.
Seehofer ist aber nach wie vor kein Einäugiger und mittlerweile Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, ohne dass ihn ein Seitensprung (mit Folgen) das Amt gekostet hätte. Wie ist das mit christlicher Politik zu vereinbaren?

„Du sollst nicht falsch Zeugnis sagen“
8. Gebot , 5. Mose 5;20, Math. 19;18

Na gut, Guttenberg musste seinen Hut nehmen, aber bestimmt nicht auf Drängen der CSU und wartet ab, den sehen wir wieder.

Jesus sagt auch:
„Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt“
Math. 23;12

Hoffentlich wissen das auch die Großkopferten in der CSU.

Und natürlich:
„Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“
Math. 19;23, Markus 10;25

Was ist mit der bekannten Gschäftlershuberei und Vetternwirtschaft bei der neoliberalen CSU und ihren Kumpanen?
Scheinbar schwante ihrem Chef (Jesus) selber schon Übles:
„Ihr Heuchler,… Das Volk ehrt mich mit den Lippen , aber ihr Herz ist fern von mir.“
Markus 7;6

Sollte es eine Hölle geben, an die wir in diesem Fall leider auch nicht glauben, sie wäre allein wegen den ganzen CSUlern wegen Überfüllung geschlossen.
Obwohl, ganz streng im Wortsinn, befolgen sie ein Gesetz ihres Meisters dann doch:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Math. 22;39

Denn wahrlich, sie sind sich selbst die Nächsten.

3.4 Die CSU ist nicht sozial
Immer hat sich die CSU für die Verschärfung der Sozialgesetzgebung eingesetzt. Überall geht die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. Seit ewigen Zeiten sitzt die CSU in der Regierung.
Überall hat sie sich ganz im neoliberalen Sinne für die Privatisierung vormaligen Gemeineigentums eingesetzt. Wasser, Strom, Energie, Wohnen alles soll dem Markt überantwortet werden. Überhaupt scheint der Markt der einige Gott zu sein, dem sie huldigen. Zum Nachteil für die meisten Menschen in der Welt.
Sozial sieht anders aus.

3.5 Die CSU ist keine Union
Wie das Personal-Hick-Hack ihrer Führungsriege beweist. Freilich, eine politische Partei darf und muss streiten, um im Diskussionsprozess zur besten Lösung zu kommen. Aber der jüngste Seehofer/Söder-Streit lässt doch eher persönliche Eitelkeit, was übrigens eine der sieben Todsünden ist, vermuten. Da geht es nicht um Sachthemen, sondern um persönliches Profilierungsgehabe.

Und solche Typen wollen bestimmen, was unsere Werte, Kultur und Heimat sind.

All das zeigt, dass das Diktat einer angeblichen Leitkultur strikt abzulehnen ist und wir ihre Bestimmung, wie wir gesehen haben, auf gar keinen Fall der CSU überlassen dürfen. Toleranz und Freiheit sind hohe Güter, die hart erkämpft werden mussten und nach wie vor verteidigt werden müssen, aber schnell abgeschafft sind.

Alle fortschrittlichen, humanistischen und selbst bürgerliche Kräfte müssen sich der Gesinnungsdiktatur der christlich-abendländischen Gotteskrieger entgegenstellen.
Alle säkularen Kräfte müssen das Wiederaufflammen der Religion (egal welcher) verhindern.
Rassistisches und nationalistisches Gedankengut können nie Grundlagen einer lebendigen Kultur sein.
Alle Vorstöße der CSU und anderer Rechter, bei den Bayerischen Landtagswahlen ihre Vorstellungen von Leitkultur durchzusetzen, müssen vehement zurückgewiesen werden.
Wir müssen uns gegen diejenigen stellen, die die Freiheiten einschränken wollen.
Wir müssen endlich offensiv für eine Gesellschaft eintreten, in der freie Entfaltung möglich ist und in der sich die Menschen gegenseitig inspirieren können.

Nieder mit der Gesinnungsdiktatur der CSU und anderer reaktionärer Kräfte!