Von: Vidar Lindström
Zehn Jahre ist es her, das Alexandros Grigoropoulos am Abend des 6. Dezember vom Bullen Epaminondas Korkoneas in Athen erschossen wurde. Wir wissen nicht wirklich was den Bullen antrieb; Hass auf Linke, auf Jugendliche? Wer weiß das schon. Vermutlich weiß es er selbst nicht einmal. Es ist auch egal, denn der Mord an Alexis ist ein Symbol geworden für die Situation einer ganzen Generation Jugendlicher der auch viele von uns angehörten. Der Mord machte eines offensichtlich, der Staat führt Krieg gegen uns. Nicht, weil er Angst vor uns hat, oder wir eine besonders gefährliche Generation gewesen wären. Nein. Er führt Krieg gegen uns, weil wir die erste Generation sind, die im Albtraum eines vollentfalteten Neoliberalismus aufgezogen wurden und es offensichtlich ist, dass niemand das freiwillig mehr mitmachen kann. Die Gewalt die der Staat uns entgegen bringt, ist die Gewalt der Domestizierung zu zukünftigen Lohnsklaven und für viele von uns, besonders in Südeuropa, die Gewalt eines Systems, dass uns überflüssig macht und uns aus jeder gesellschaftlichen Teilhabe rausschmeist. Sie brauchen den Krieg um uns unten zu halten, den es gibt kaum noch Möglichkeiten, uns durch Jobs und höhere Löhne zu kaufen.
Mehr oder weniger bewusst, haben viele von uns verstanden, dass die Ermordung von Alexis die Fortführung derselben Gewalt ist, mit der wir mit Konkurrenzdruck und Leistungsterror durch die Schulen gepeitscht werden. Der 6. Dezember hat prophezeit, was danach offensichtlich werden sollte: der Neoliberalismus ist die Rückkehr der alltäglichen Krise, der Not und des Elends und wenn wir nicht bereit dazu sind uns dem zu unterwerfen werden wir fertig gemacht. Dieser Abend hat dafür gesorgt, dass sich eine ganze Generation metropoletaner Jugendlicher der revolutionären Linke zuwendete. Mit Alexis Tod, ist unser letzter Rest an Zuversichtlichkeit in die Zukunft und unsere letzte Hoffnung auf ein gutes Leben gestorben und mit seinem Tod, sind andere geboren worden, eine neue Generation militanter Linker. Diese maßte es sich an, mit Molotovs und selbstgebauten Bomben die Bullen herauszufordern. Viele verließen die Gymnasien und schlossen sich zu Stadtguerillia Gruppen zusammen.
Auch wenn viele derer, die den Kampf wählten, inzwischen in den Gefägnissen als Geiseln im Klassenkampf gehalten werden, scheint es kein Ende des Kampfes zu geben. Trotz Rückschlägen und Diskontinuitäten in den Bewegungen gegen das Diktat der Troika und dem weite Kreise ziehenden Pessismus hat der Staat nicht gewonnen. Im Schatten sein Selbstgewissheit baut sich unweigerlich eine neue Generation von revolutionären Linken auf, welche in der nächsten Krise in Erscheinung treten wird. Dieses System will alles rebellische tot sehen. Doch diesen Gefallen tun wir ihm nicht.
Wenn jetzt zum zehnten Mal in ganz Griechenland die Menschen auf die Straße gehen, um Alexis zu gedenken, dann sind wir unter Ihnen auf den Demos und beim Straßenkampf. Denn in allen die noch leben und kämpfen schreit es: RACHE FÜR ALEXIS!
Kein Vergeben, Kein Vergessen!
Freiheit für Pola Roupa und Nikos Maziotis!
Freiheit für alle politischen Gefangen in Griechenland und weltweit!