Wieder einmal landet ein Fall von Polizeigewalt in der Öffentlichkeit. Die Nürnberger Nachrichten veröffentlichen einen Bericht, der die Betroffenen zu Wort kommen lässt. Es ist ein ganz normaler Sommerabend in einer Zeit, in der die Clubs geschlossen haben und sich junge Menschen eben hauptsächlich draußen treffen. Allein das ist Provokation genug für das Nürnberger USK. Ohne dass irgend etwas passiert ist, wird mit Schlagstöcken draufgehauen. Da drängt sich einem doch die Frage auf, wie es zu einem solchen wahnsinnigen Verhalten kommt? In letzter Zeit wird Polizeigewalt ja immer wieder mit der angeblichen Aggressivität der Betroffenen gerechtfertigt. Unsere armen PolizistInnen müssen sich doch dagegen wehren dürfen, heißt es dann. Da schlägt man auch mal über die Stränge, heißt es dann. Bei diesem Fall ist aber jetzt schon klar, dass es diese, zugegebenermaßen, meist erfundene, Aggressivität nicht gab. Woher kommt das dann? Ein Erklärungsversuch.
Stellen wir uns zunächst eine grundsätzliche Frage: Wer sind eigentlich diese Täter in Uniform beim bayerischen USK? Alle, die öfter mit ihnen zu tun haben, sei es beim Fußball, beim Feiern oder bei Demos, wissen, dass man es hier mit dem besonders motivierten Teil der Polizei zu tun hat. Wir reden hier von den Männern fürs Grobe. Wir reden von jungen Dudes, die auch genauso gut ganz normale Hools hätten werden können. Dieser Lebenslauf war ihnen aber wohl zu unsicher. Gott sei Dank gibt es für junge Männer mit Gewaltproblem ja die Möglichkeit, das Ganze auf legalem Wege auszuleben und sich davon auch noch eine Eigentumswohnung kaufen zu können: Sie entscheiden sich mit Anfang 20 zum USK zu gehen. Geile Sache eigentlich oder? Mann ist viel unterwegs, geht dahin wo es (meistens anderen) wehtut und kommt sich dabei auch noch wie der größte Superheld vor. Schließlich rettet Mann jeden Tag das Land vor allen Störenfrieden: Ausländern, Kriminellen, Zecken, Hippies, Ultras etc. Und als ob es nicht genug wäre für diese ekelhafte Art der Einkommenssicherung ein sehr gutes Gehalt für die Ewigkeit zu bekommen, fordern diese jungen Männer permanent Anerkennung ein. Wird Ihnen diese versagt oder werden sie kritisiert, kratzt das ganz schön am fragilen Selbst- und Männlichkeitsbild. Wir wissen alle in welchen „Tragödien“ so etwas enden kann.
Kommen wir zur nächsten Frage: Ist es sinnvoll solchen labilen Persönlichkeiten besonders viel Macht zu geben? Die bayerische Staatsregierung ist sich da komplett sicher: JA! Seit jeher werden die Befugnisse der Polizei ausgeweitet und mit dem Polizeiaufgabengesetz wurde der Entwicklung die Krone aufgesetzt. Übrigens darf die Polizei in der ganzen BRD nicht so viel wie in Bayern. Seien wir ehrlich: Das ist zu viel Verantwortung für die Schläger in Uniform. Sie sind es gewöhnt, dass ihnen jemand sagt, was sie zu tun haben, und was nicht. Und seit Jahren sagt ihnen niemand mehr, was sie nicht dürfen, weil es immer weniger gibt, was sie nicht dürfen. Das steigt solchen autoritären Charakteren doch zu Kopf. Sie können einschlagen auf was sie wollen und wissen ganz genau, dass ihnen nichts passieren wird. Sie sind weder individuell gekennzeichnet, noch wird von einer unabhängigen Stelle untersucht, ob sie im Eifer des Gefechts zu gewalttätig geworden sind. Und selbst wenn es einen idealistischen Staatsanwalt gibt, der die ganz üblen Fälle mal vor Gericht bringt, hat man immer noch die Kollegen, die für einen aussagen können und Richter vor sich, die einem alles glauben. Also was im Detail sollte ihnen bitte passieren?
Wenn ihnen also von Seiten des Staates nichts passieren kann, könnte sie doch noch vielleicht die Tatsache aufhalten, dass gewalttätige Auseinandersetzungen auch mal nach hinten losgehen können oder? Das Problem in Deutschland ist: Leider viel zu selten. Sie finden sich viel zu oft in der Rolle der Berserker, die komplett gepanzert auf wehrlose Menschenmengen eindreschen, Leute auf den Boden drücken, Pfeffer in die Augen spritzen. Daran haben sie viel zu viel Spaß. Rein psychologisch betrachtet ist es fatal für Gewalttäter, wenn sie merken, dass sie unverwundbar sind. Das treibt sie nur noch mehr an, sich weitere Opfer zu suchen. Solche Staatsbedienstete haben kein Interesse an Deeskalation. Davon haben sie nichts. Deeskalation würde ihnen nur das Gefühl geben nicht allmächtig zu sein und gegen einen schwächeren Gegner klein beizugeben. Warum sollten sie das tun?
Damit kommen wir zur letzten Frage, die die Antwort schon in sich trägt: Was hilft gegen eine solche toxische Mischung aus labiler Männlichkeit, Gewaltproblem, Götterkomplex und Spaß an Unterdrückung? Ihnen den Spaß zu nehmen. Es wäre ein erster therapeutischer Schritt, wenn ihnen ihre Tätigkeit kein Spaß mehr macht, sie auch mal zu Opfern werden und merken, dass sie sich nicht alles erlauben können. Bei so schwierigen Charakteren muss einfach mal jemand kommen und ihnen klare Grenzen aufzeigen. Der Staat wird es nicht tun, es liegt also an uns.