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Kapitalismus

Markus Söder- Sohn seiner Klasse II

Von: Pierre Rouge

Teil I gibt´s hier

Seit der Weltweiten Pandemie geht es ja einigen so, dass sie ideologisch ein bisschen durchdrehen. Das letzte Jahr hat bei vielen für ein teilweise grundlegendes Umdenken gesorgt. Vor kurzem taucht die Meldung auf, Markus Söder, bereue seine Aussagen über die Flüchtlingspolitik ab 2015. Außerdem redet er jetzt die ganze Zeit über den Klimawandel. Da könnte man doch glatt meinen, ihn hat es wohl auch erwischt. Nicht nur gute Freunde werden sich aktuell fragen: Markus, was ist los mit dir?

Über 2 Jahre dauert nun schon seine Regentschaft im Land der Bayern (und Franken und Schwaben und Oberpfälzer). Und scheiße ja, Markus Söder ist beliebt wie nie zuvor. Seit Anfang des Jahres inszeniert er sich als die Stimme der Vernunft schlechthin. Er ist ein Macher. Er meistert die Krise mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. Dabei steht er stets an der Speerspitze der EinschränkerInnen, um zu Zeigen, wie ernst ihm die Sache ist. Das kommt natürlich gut an in einem Bundesland, das die Demokratie nie so richtig übernommen hat und mit Freiheiten tendenziell wenig anzufangen weiß. Er ist der Held der Landfrauen Mittleren Alters, die ihn aus „Dahoam is Dahoam“ kennen. Sogar KritikerInnen sind teilweise überzeugt worden: Der Söder, der macht das super, egal was man sonst von ihm hält. Ein echter Anführer in Krisenzeiten ist geboren. Es ist zum gruseln.

Gleichzeitig hat er offensichtlich seinen Rassismus völlig eingestellt. Das Thema Migration ist tot für ihn. Er ist jetzt Ministerpräsident, da braucht es keine Wählerstimmen aus den Braunen Nestern des Freistaates mehr. So etwas hat er nicht mehr nötig. Jetzt ist sein neues Lieblingsthema der Klimawandel. Als hätte er in den 80ern schon in Wackersdorf mit den Bullen gekämpft, haut er ein Statement nach dem Anderen raus, das einen zunächst einmal staunen lässt. Die Umwelt ist ihm sehr wichtig jetzt. Verbrennerautos sollen möglichst schnell weg. So geht er auf Kuschelkurs zur Grünen Partei, die beim letzten Wahlkampf noch sein größter Gegner war. Konnte ja keiner ahnen, wie groß die jetzt werden. Söder kommt langfristig nicht mehr an Ihnen vorbei auf dem Weg nach oben. Und auch wenn er immer so tut, als würde er das nicht wollen: Ein Markus Söder will ganz nach oben. Also zieht er die nötige Konsequenz und nimmt einen Richtungswechsel vor. Es geht steil Richtung Schwarz-Grüne Kanzlerschaft. Seine aktuelle Politik könnte dafür nicht besser geeignet sein. Er bringt sich durch seine Krisenpolitik in Stellung, ohne offene Absicht auf die Kanzlerschaft und sagt: „Wenn ihr mich wollt, müsst ihr schon lieb fragen.“ Er ist ja kein Depp. Und auch wenn in seinem Krisenmanagement mal was schief geht (Nur paar Tests verballert, mein Gott, Fehler passieren): Bei ihm geht deswegen noch lange nichts schief. Er gibt dem Volk was es braucht: Tests für Reiserückkehrer stopften die Labore voll, während wirklich kranke Menschen zuhause saßen und tagelang auf ihre Ergebnisse warteten. Die Gesundheitsämter kommen auch schon bei geringen Infektionszahlen nicht mehr hinterher, die Leute anzurufen. Doch diese Sauerei wird mal wieder nicht mit ihm in Verbindung gebracht. Ein beneidenswertes Kunststück.

Diesen Stil kann man nur beneiden. Es ist ein genialer Opportunismus, ohne als das wahrgenommen zu werden. Beschäftigt man sich näher mit der Person des Markus Söder, kann man aber nur müde gähnen. Diese Nummer ist absolut nichts neues bei ihm. Er hat schon immer sehr geschickt agiert, Möglichkeiten genutzt und war stets inhaltlich flexibel genug. Wir können also ganz beruhigt sein. Es ist alles in Ordnung mit ihm, er wird schon kein Hippie oder sowas. Er bleibt seiner alten Linie, die er vom Franz-Josef abgeschaut hat, treu: Er ist ein Sohn seiner Klasse. Und diese hat eben gerade das Interesse an Schwarz-Grün, also ist der Markus Schwarz-Grün. Er hat den Braten schon lange gerochen. In Wolfsburg wurde beschlossen, wir bauen jetzt Elektroautos. Also muss der Markt dafür geregelt werden. Die gehen eben besser weg, wenn man die alten verbietet. Und man kann eben so tun, als würde man ernsthaft das Klima damit retten. Ein genialer Plan. Es bleibt spannend, wohin es Markus Söder noch schaffen wird. Sein Ziel ist klar.